- wie sie und ihr Mann ihren Alltag organisieren,
- welche Herausforderungen Familien haben,
- wie die Basis für Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt werden kann.
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Expertin Günes Seyfarth spricht über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Günes ist die Gründerin von Mamikreisel. Zusammen mit ihrem Mann haben sie drei Söhne und leben in München. Beide sind selbstständig und teilen sich Familie und Beruf auf. Hier kannst du die Mama Geschichte von Günes leben. Passend dazu kannst dir die Episode #041 anhören.
Günes wohnte in einer Stadt, wo sie niemanden kannten. Dann kam das erste Kind. Vor der Schwangerschaft waren ihr Mann und sie gleich aufgeteilt: Haushalt und sonstige Aufgaben wurden 50ig zu 50ig aufgeteilt. Sie berichtet, wie sie – wie fast alle Mamas – unweigerlich in die Rolle der Hausfrau und Mutter fiel. Durch den körperlichen Aspekt einer Schwangerschaft und dann die Elternzeit, die meist zum großen Teil von der Frau genommen wird, verfallen wir in diese Rolle.
Im ersten Jahr, fällt das noch nicht so auf. Denn durch das Elterngeld ist die Mama (bzw. der Papa) abgedeckt. Hobbys können weitestgehend noch nachgegangen werden. Je nachdem wie man sich mit dem Kind organisiert. In dem Moment, wo auch Mama (bzw. Papa) wieder arbeiten geht, entstehen Probleme. Meist bleibt der Haushalt weiterhin bei der Frau (bzw. bei der Person, die in Elternzeit war). Das passiert automatisch.
Günes berichtet wie zu diesem Zeitpunkt klar wurde: das macht mich nicht glücklich. So will ich das nicht weiter machen. Jetzt begannen sie und ihr Mann daran zu arbeiten.
Was können wir tun, damit es anders funktioniert?
Diese Frage lässt sich nicht ohne Reibereien beantworten. Sie erzählt, wie sie als Mama in den Themen wie U-Termine beim Kinderarzt drinnen war. Am Anfang war es dann eher Befehlsgebung: „Bitte mache du da einen Termin und gehe da mit unserem Kind hin“ zum Beispiel. Hier ist der Punkt, wo man schauen muss, wie man es schafft, Verantwortlichkeiten zu klären. Diese Aufgabe abgeben und damit zu leben, wenn es der andere vergeigt.
Günes ist ehrlich und sagt, dass es ein ganz schönes auf und ab war. Ihre drei Söhne kamen im Abstand von zwei Lebensjahren zur Welt. Kaum hatte sie sich etwas „erkämpft“ an Freiheiten, war sie wieder Schwanger und hatte dann bald ein Stillkind. Das war schon schwierig.
Schnell stellte sich heraus: Günes ist nicht der Shopping-Typ. Sie kauft nur das, was sie braucht. Shopping und Sache besorgen ist nicht ihrs. Damit übernimmt diesen Teil ihr Mann. D.h. wenn ein Kind einen neuen Fahrradhelm braucht, besorgt ihr Mann diesen. Hier sind die Aufgabenbereiche eindeutig geklärt.
Beide sind inzwischen selbstständig. Damit sind sie flexibel. Günes organisiert viel, er setzt es dann um. Dadurch hat sie ihr Seelenheil, dass an alles gedacht ist. Er unterstützt in der Ausführung.
Wichtig findet sie ihr, dass beide Partner immer wieder daran arbeiten. Man sollte nicht Aufgeben. Beide sollten Aufgaben und Verantwortlichkeiten tragen. Es gibt nie ein Gleichgewicht von fity-fity. Je nach Phase übernimmt der eine mehr oder der andere.
Man darf nicht aufhören miteinander zu reden. Sonst leidet die Beziehung. Günes sagt, je mehr man seinem Partner abnimmt, desto mehr gewöhnt sich dieser daran. Deswegen hat sie noch nie die Hemden ihres Mannes gebügelt und wird dies auch nie tun. Es wird immer schwieriger in die Gleichberechtigung zu kommen, je mehr man den anderen abgenommen hat.
Als die Kinder etwas älter waren, haben sie ein Netzwerk aufgebaut. Da Familie weiterhin nicht vor Ort lebt, sind dies Freunde und Nachbarn.
Womit Günes aktuell nicht ganz zufrieden ist: sie leben in einem Hamsterrad. Ein Schulkind und zwei Kindergartenkinder. Es fühlt sich an wie „Täglich grüßt das Murmeltier“. Gleiche Routinen und Abläufe. Alles läuft immer auf ganz knapp. Termine und Aufgaben, alles wird schnell erledigt. Und dann werden schon die Kinder wieder abgeholt.
Günes beschreibt, wie sie im Austausch mit anderen Müttern darüber ist. Allen geht es ähnlich. Keiner kennt so richtig den Weg raus aus diesem Hamsterrad. Günes findet, dass sich hier politisch etwas ändern muss. Eine Vollzeit Stelle kann nicht 40ig Stunden sein, nicht mit Kindern. Aber wenn man weniger macht, dann haben wir weniger Geld und weniger Rente. Das funktionier alles nicht. Das muss ich ändern! Wie genau, weiß Günes auch noch nicht. Aber hier sollten wir uns alle auf den Weg machen.
Nein. Günes macht die Frühschicht, ihr Mann die Abendschicht. D.h. der Mann bringt die Kinder immer in die Betten.
Günes sagt, dass sie sich gut fokussieren kann. Sie kann gut Sachen (wie Kindergeschrei) ausblenden. Damit bekommt sie viel gebacken. Sie organisiert sich: sie schreibt jede Kleinigkeit auf ihren To Do Zettel auf. Auch solche Kleinigkeiten wie Wäsche aufhängen. Denn das Abstreichen gibt ihr ein gutes Gefühl.
Günes hat einen enorm festen Schlaf. Sie geht regelmäßig 15 Minuten Joggen. Als ein kleinen, aktiven Start in den Tag. Ab und an verweilt sie in einem Café. Z.B. wenn sie dort einen Termin hatte, bleibt sie dort noch einen Moment. Sie genießt hier den Moment von: es will gerade niemand irgendetwas von mir.
Das ist eine spannende Frage für Günes. Vereinbarkeit sind verschiedene Dimensionen.
Zeitlich ist die eine Dimension. Sie findet es völlig ok, Kinder dabei zu haben. Die Kids dürfen auch mal laut sein. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Günes nimmt ihre Kinder überall mit ihn. Ihre Kinder müssen sich an einem Tisch langweilen können. Genauso wie die Erwachsen aushalten müssen, dass ein Kind zwischendurch mal Aufmerksamkeit braucht.
Die zweite Dimension ist die finanzielle Vereinbarkeit. Es muss möglich sein zu arbeiten und die Kinder genießen können. Und das auch ohne jeden Euro umdrehen zu müssen. Günes findet es erschreckend, wie es vielen Familien geht. Viele Familien können das Kleinkindalter nicht genießen. Weil es finanziell so eng ist und beide Eltern viel arbeiten. Das Heranwachsen der eigenen Kinder rennt uns weg.
Andererseits ist Günes keine Mama, die sich nur ein ein bzw. ihre Kinder konzentriert. Gerade in anderen Kulturen fällt es ihr auf, wie Kinder dort einfach mitlaufen. Es tut den Kindern gut, wenn sie nicht immer unter Beobachtung sind. Günes findet es nicht wild, wenn Kinder einfach mal mitlaufen. Sie können sich da anders entwickeln. Sie möchte ihren Jungs vorleben: Mamas Arbeit ist genauso wichtig wie Papas Arbeit. Mama kann nicht immer. Und das ist auch gut so.
Politik muss hier stärker werden. Die Steuerentlastung ist nett. Aber da wo wenig Geld ist, ist auch wenig Entlastung. Die Wirtschaft kann hier helfen. New Work Ansätze sind hilfreich. Günes berät viele Unternehmen, wie sie für Arbeitnehmer(innen) attraktiver werden können. Kitaplätze sind hier ein Baustein, gerade in Großstädten wie München. Lösungen für den Handel müssen her. Wenn bis 20:00 Uhr geöffnet ist, brauchen wir auch zu diesen Zeiten Kinderbetreuung.
Wir müssen alle flexibler werden. Wir sind sehr verknöchert.
Günes findet, dass hier das Thema: „Was kann ich meinem Kind geben, damit es sich geerdet fühlt?“ dahinter steckt. Sie berichtet, wie sie bei Mamikreisel immer wieder dafür gekämpft hat: hört auf eure Intuition. Je mehr Kopf sich die Mama macht, desto unruhiger ist das Kind.
Es ist unser Lebenswandel. Mama arbeitet mal früh mal spät in einem Schichtdienst. Günes kennt Familien, die im Hotel arbeiten. Den Kindern geht es gut damit, dass sie mal von der einen und mal von der anderen Person abholt werden. Das sind Kinder, die auch sehr geerdet sein können. Weil die Eltern damit gut sind.
Man hat so eine Vorstellung davon, wie es sein muss. Ein gewisser Standard. Jeder der, diesem Standard nicht entspricht, fühlt sich schlecht. Und nach Günes Gefühl sind es 80% der Familien, die von diesem Standard abweichen. Das ist aber egal, denn die Gesellschaft erwartet was anderes. Und die Medien leben es uns vor. Eltern haben deswegen in einer Tour ein schlechtes Gewissen. Dabei tut es dem Kind gut mit anderen Kindern zusammen zu sein. Das einzige, was wichtig ist: liebt eure Kinder bedingungslos. D.h. hört auf dem Förderwahnsinn. Denn automatisch suggerierst du damit: du bist noch nicht genug. Das Gefühl wird transportiert.
Günes ist der Meinung: Eltern müssen viel mehr an sich arbeiten. Lernen, es aushalten zu können. Aushalten, dass ihr Kind aus gesellschaftlicher Sicht ein „Looser“ ist. Weil du dein Kind lieben solltest, so wie es ist. Dann fühlst sich das Kind geerdet. Und weiß, dass es immer zu seinen Eltern hingehen kann, egal was ist.
Dann ist alles andere unwichtig. Ob mein Kind fremdbetreut wird oder nicht. Egal, was passiert, meine Eltern lieben mich. Das muss vermittelt werden. Günes findet, es geht zu viel um Symptome. Es geht darum zu den Ursachen zu kommen. Zu viele Eltern sind in der Basis unsicher. Durch Kritik von außen ändern Eltern dann etwas in der Symptomatik. Z.B.: holen sie ihre Kinder früher aus der Betreuung ab, um dann gezielt Qualitätszeit zu haben. Wenn aber die Basis nicht stimmt, hilft auch eine von außen bewusst hervorgerufene Qualitätszeit nicht.
Die Eltern müssen in sich rein spüren und fühlen: Was braucht mein Kind? Kinder sind heute Statussymbole. Es spielt eine Rolle, was das eigene Kind schon alles kann. Und welchen Style es hat. Wir könnten alle entspannter Leben, wenn wir so sein dürfen, wie wir sind.
Günes findet, Frauen müssen fordern. Es liegt an uns. Wir denken von vorne rein: Familie ODER Beruf. Die meisten Frauen fordern nicht Familie UND Beruf. Wir fordern auch nicht vom Partner. Wir haben eher Verständnis, dass der Mann müde von der Arbeit ist. Wir müssen mehr das Netzwerk einbinden. So waren Familien schon immer organisiert. Auch Günes musste Lernen Hilfe anzunehmen. Und sich gezielt Hilfe zu holen. Wir sollten mehr fordern. Das nicht aggressiv. Wir sollten uns als Mama nicht neu definieren müssen, wenn die Kinder aus dem Haus gehen.
Günes denkt, dass diese „wichtigen Jobs“ tatsächlich immer noch primär von den Männern besetzt werden. Und hier kann die Politik gerne ansetzen. Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns eh alles nach. Wenn ich will, dass sich die Gesellschaft verändert, dann muss ich mich verändern. Suche dir ein Umfeld, was dich unterstützt. Dann ist Veränderung möglich. Es ist ok, wenn dein Kind viel in der Betreuung ist. Wenn du damit glücklich bist. Du brauchst andere Mamas, die das verstehen. Sonst wirst du im Umkreis der Mütter dafür verachtet. Die Frauen zerreißen sich untereinander. Günes wurde durch das Buch von Sheryl Sandberg „Lean in“ beeinflusst. Nachdem sie das gelesen hat, war ihr klar: Ich darf alles. Ich darf Kinder haben und einen erfüllten, finanziell attraktiven Job haben.
Zum Abschluss sagt Günes: Wir müssen unsere Themen sichtbarer machen!
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Buch von Sheryl Sandberg Lean in
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